
Heulen oder Handeln? Der Krefeld Podcast
Heulen oder Handeln? Der Krefeld Podcast
F32: Was muss das Theater heute leisten, Herr Grosse?
Unser Gast: Michael Grosse, Schauspieler und Generalintendant des Theaters Krefeld-Mönchengladbach
„Theater kann vor den Kopf stoßen, es kann irritieren aber es muss gut sein. Wenn es schlecht ist, kommen die Leute nie wieder. Da kannst du soviel Marketing machen wie du willst“, sagt Michel Grosse. Er glaubt an die Kraft des Theaters als Kunstform: „Theater ist, auch wenn es unterhält, eine moralische Anstalt.“
Wie er das umsetzt, wie er das Zwei-Städte-Theater mit drei Sparten (Schauspiel, Musiktheater und Ballett) und einem großen diversen Team sicher durch ökonomisch und politisch schwierige Zeiten manövriert, und bald auch noch die Sanierung des Krefelder Theaterbaus managen wird, erzählt er in unserem Podcastgespräch.
Er schätz das rheinische Publikum wegen seiner Offenheit: „Im Rheinland gibt es die Bereitschaft, sich auf Ungewohntes einzulassen – mit einem großen kommunikativen Nachhall – z.B. eine zornige Mail an den Intendanten um 21.30!“
Wir sprechen mit ihm auch über den aktuellen Nahostkonflikt und die Reaktionen aus der Kulturszene sowie über das gute Abschneiden der AFD bei der letzten Europawahl.
Auch in diesem Kontext sieht er das Theater in der Pflicht: „Theater muss für den toleranten, menschlichen Umgang werben.“
Grosse, 1961 in Ost-Berlin geboren, stammt aus einer Schauspielerfamilie. Er studierte an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch und arbeitete ein Jahrzehnt als freier Regisseur, bevor er im Wendejahr 1989 erstmals eine Leitungsposition übernahm. Er hat ein Theater in Bautzen geleitet, war später Intendant des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters in Flensburg. Seit 2010 ist er für die Bühnen in Krefeld-Mönchengladbach zuständig, die älteste Theaterehe in Deutschland.