
Heulen oder Handeln? Der Krefeld Podcast
Heulen oder Handeln? Der Krefeld Podcast
F33 Warum sind die vier Wälle so wichtig für Krefeld, Herr Steiners?
Unser Gast: Felix Steiners, 26 Jahre alt, Landschaftsarchitekt bei Schwarze und Partner in Krefeld.
Der gebürtige Krefelder Felix Steiners, hatte schon seine Bachelorarbeit den Vier Wällen in Krefeld widmen wollen, ist dann aber dem klugen Rat seines Dozenten Prof. Christian Werthmann (Institut für Landschaftsarchitektur, Leibniz-Universität Hannover) gefolgt, dieses komplexe Thema lieber zum Gegenstand seiner Masterarbeit zu machen. Als zweiten „Betreuer“ der Arbeit konnte er Prof. Harald Hullmann gewinnen, der im Rahmen der Initiative Stadtkultur Krefeld schon lange auf die Bedeutung der Vier Wälle hinweist und auf ihre Neugestaltung dringt (siehe Podcast Nr.7 mit Prof. Siegfried Gronert).
Anfang 2014 schloss Steiners die Masterarbeit mit dem schönen Titel Refraiming Krefeld, ab. Das Ergebnis ist eine gründliche fachliche Analyse des Ist-Zustandes sowie ein Konzept für die mögliche Neugestaltung der Wälle.
Die Analyse förderte verblüffende Details zu Tage: Bereits die systematische Erfassung des Stadtmobiliars zeigt, weshalb die Wälle heute kränkeln: 5 verschiedenen Bank-Typen, 7 Poller-Typen und nicht weniger als 27 Typen von Straßenlaternen verhindern einen einheitliche Gesamteindruck.
Steiners Ziel ist es, die Wälle für ihre Nutzer:innen wieder als zusammenhängenden Raum erfahrbar zu machen. „Die Wälle kann man als Fußgänger nicht als Einheit erleben. Die prägende Mittelachse, wird ständig unterbrochen.“ Ein bestechendes Detail seiner Planung sind Mosaikflächen mit Dessins aus der Geschichte der Krefelder Seidenindustrie, die diese Unterbrechungen überbrückenWir sprachen mit Felix Steiners über seine Motivation, sich mit den Wällen zu befassen und fragten nach seiner Einschätzung der aktuellen Konzepte für den Verkehr und den Umgang mit der historischen Bausubstanz im Innenstadtgebiet.
„Die Innenstadt hat Potenzial – aber wenn man das immer nur sagt und keine Taten folgen, verliert man an Glaubwürdigkeit.“ Er glaubt an die belebende Wirkung auf die Nutzer:innen von gut und sinnvoll gestalteten öffentliche Flächen. „Wenn man einen qualitativen, positiven Freiraum schafft, der vielen unterschiedlichen Gruppen Angebote macht, dann mindert das die Lethargie, die schlecht gestaltete Freiräume in der Stadt auslösen.“
Das Verkehrskonzept findet er überzeugend, weil es konkrete Vorschläge macht. Dringenden und schnellen Handlungsbedarf sieht er als passionierter Radfahrer jedoch bei den Radwegen auch wenn mit der Etablierung von breiteren Fahrradspuren z.B. auf der Friedrich-Ebert-Straße oder der Ausweisung von Fahrradstraßen erste Verbesserungen da sind.
Seine Hoffnung für die Stadt: „Ich wünsche mir, dass wir in Krefeld die Ohnmacht überwinden und man sich wieder seiner Identität besinnt. Wir müssen machen.“
Themen: Vorstellung; Masterarbeit; gute Freiräume in der Stadt als Schutz gegen Kriminalität und Fremdenhass; Zustand der Stadt, Zustand der Wälle; Gebäudegrün; Hitzestress der Bäume in der Stadt; Entsiegelung; Schwammstadt; Verkehrskonzept; Fahrradwege und öffentlicher Verkehr; Verteilungskampf um öffentliche Flächen in der Innenstadt; Stadtmöblierung; Mobiles Grün.