
Heulen oder Handeln? Der Krefeld Podcast
Heulen oder Handeln? Der Krefeld Podcast
F35: Wie geht es Wohn- und Obdachlosen Menschen in Krefeld, Herr Firneburg und Herr Vander?
Unsere Gäste: Ludger Firneburg, seit 2018 Geschäftsführer der Diakonie Krefeld/Kreis Viersen, und Jan Vander, Sozialarbeiter bei der Diakonie, Leiter der Wohnungsnotfallhilfe. Die Diakonie, der Wohlfahrtsverband der Evangelischen Kirche, engagiert sich neben der Stadt, der (katholischen) Caritas und anderen Trägern in der Wohnungsnothilfe. Sie unterhält in Krefeld vier Einrichtungen für wohnungs- und obdachlose Menschen: erstens eine Beratungsstelle, zweitens eine Tagesaufenthaltsstätte als niedrigschwelliges Versorgungsangebot und sicherer Aufenthaltsort für Menschen auf der Straße, drittens die Bahnhofsmission und viertens Einrichtungen des betreuten Wohnens für Menschen in extremen Lebenssituationen (drohende oder akute Wohnungslosigkeit, Haftentlassung, Armut, Überschuldung, Drogenabhängigkeit).
Wir sprechen mit Ludger Firneburg und Jan Vander über Wohnungs- und Obdachlose Menschen in Krefeld.
Der Anlass unseres Gesprächs: Krefeld hat in den Augen vieler Bürger ein sichtbares, wachsendes Problem mit Wohnungs- und Obdachlosen, die sich zum Teil Alkohol und Drogen konsumierend in der Innenstadt aufhalten, in Hauseingängen nächtigen und um Geld bitten. Ihre Präsenz wird als störend und sogar beängstigend empfunden und immer wieder als Grund genannt, die Innenstadt zu meiden. Das ist starker Tobak aber trifft es eigentlich zu? Und wer sind diese Menschen? Wie kann man ihnen helfen? Ist das Problem bis 2030 tatsächlich zu lösen, wie Bundesministerin Klara Geywitz es angekündigt hat?
In Krefeld gibt es genauso viele wohnungs- oder obdachlos Menschen wie in anderen Großstädten, sagt Diakonie-Chef Ludger Firneburg, nämlich ca. ein Prozent der Bevölkerung. Das entspricht etwa 2300 Personen.
Im Unterschied zu früheren Jahren gibt es heute „viel mehr Faktoren, die Obdachlosigkeit auslösen: wirtschaftliche Unsicherheit, Vereinsamung, sich auflösende Zugehörigkeitsräume wie Nachbarschaft, Familie, Kirche“. Dazu kämen noch Alkohol- und Drogenmissbrauch. Viele nehmen die Hilfsangebote der Diakonie und ähnlicher Einrichtungen an. Und mit gemeinsamer Anstrengung und etwas Glück stehe am Ende wieder eine eigene Wohnung, die Grundvoraussetzung für ein selbst bestimmtes Leben.
Aber einige seien nur noch schwer zu erreichen, hier könne man vor allem im Winter nur noch das Überleben sichern. „Die Lebenssituation von Obdachlosen ist so herausfordernd, dass die Kraft, da heraus zu kommen, bei einigen nicht mehr da ist.“ Was tun? „Die Lobby für Menschen ohne Obdach ist nicht groß“, sagt Jan Vander, auch weil wir zurzeit so viele andere Probleme hätten. Aber man dürfe diese Menschen nicht sich selbst überlassen. „Respekt“ ist beiden ein zentrales Anliegen.„Als Christ sage ich, dass die Würde nie abhandenkommen kann aber im gelebten Leben erscheint es manchmal so.“ (Ludger Firneburg)